The New Firm, die Schlacht um Kopenhagen oder der neue Klassiker. Das Derby zwischen dem FC Kopenhagen und dem Stadtteilklub Bröndby IF hat viele Namen; und nicht weniger Mythen ranken sich um das dänische Topspiel. Für die Fans beider Vereine ist es, wie Derbys in anderen Liga natürlich auch, das Highlight der Saison. Nicht nur, dass beide Vereine aus Kopenhagen kommen und damit natürlich der Nährboden für ein Lokalderby bereitet ist, der FCK und BIF waren auch viele Jahre scharfe Konkurrenten um die dänische Meisterschaft.
Der geläufigste Name, the New Firm, ist natürlich an eines der ältesten Derbys der Fußballgeschichte angelehnt: Das Glasgower Old Firm zwischen Celtic und den Rangers. Und wie auch im alten Beständigen (Old Firm) und vielen anderen Derbys ist Das neue Beständige (the New Firm) mehr als der Kampf zweier Mannschaften um Punkte in der Liga. Es geht um Wochen der Freude oder Demut, um Hass und Liebe und um den Kampf zweier Klassen: Auf der einen Seite Bröndbys Arbeiterschaft und auf der anderen die High Class (Gruß an Florian Wess) Kopenhagens, aber der Reihe nach…….
Klubbenfusion – Story of New Firm
The New Firm (nicht zu verwechseln mit dem schottischen New Firm zwischen Aberdeen und Dundee) ist vor allem wegen seines „New“ die passendste Bezeichnung. Während sich andere Mannschaften für über 100 Jahre bekämpfen, das erste Classico zwischen Barca und Real gab es 1902, gibt es die Schlacht um Kopenhagen erst seit 1992!
Das liegt daran, dass sich in jenem Jahr die beiden Kopenhagener Klubs Boldklubben 1903 und Kopenhagens Boldklub zum FC Kopenhagen zusammenschlossen. Die einstiegen Rivalen mussten sich zusammentun, weil sie die Vormacht in Dänemark an einen anderen Klub zu verlieren drohten: den Bröndby IF. Gemeinsam erschufen sie den FC Kopenhagen, der 10 Jahre nach der Fusion den dänischen Fußball dominieren sollte, wie keine Mannschaft zuvor; auch nicht der Bröndby IF, die verständlicherweise sauer waren, da ihnen so viele sichergeglaubten Meisterschaften durch die Lappen gingen. Direkt im Gründungsjahr wurde der FCK Meister, aber danach kam erstmal nichts. Aber ab dem Jahr 2000 war der FC quasi Serienmeister (2001, 2003, 2004, 2006, 2007, 2009, 2010, 2011, 2013, 2016). Dagegen stehen Meistertitel Bröndbys aus den Neunzigern und nur zwei im neuen Jahrtausend (1996, 1997, 1998, 2002, 2005).
Die Klubbenfusion machte den FC Kopenhagen also zum erfolgreicheren Klub, aber Bröndby darf sich nicht beschweren, schließlich entstand der Stadtteilklub auch aus einer Fusion. Die Vereine aus Bröndby Ost und West gründeten den Bröndby IF, der nach seinen Titeln in den 90er Jahren allerdings immer wieder mit großen Geldsorgen zu kämpfen hatte und hat und die Meisterschaften in den 2000ern nur knapp vor dem FCK gewann. 2002 sogar nur dank der besseren Tordifferenz. Was für ein Gefühl.
Bumm Bumm auf dem Platz und drum herumm
Unvergessen auch der Fallrückzieher von Sibusisu Zuma, der am vorletzten Spieltag der Saison 00/01 das 2:0 für den FCK gegen Bröndby makierte und die Meisterschaft sicherte. Insgesamt traf Zuma 7-mal in der Schlacht von Kopenhagen. Übertroffen wird er nur von Dame N’Doye, der neben 7 Treffern in der Liga auch noch einem bei einer Begegnung im Pokal beisteuerte. Beide liefen übrigens in den Farben des FC auf. Derby-Toptorjäger des Bröndby IF ist Ruben Bagger, der 4-mal in der Liga und einmal im Pokal einnetzte.
Neben den schönen Geschichten, die so ein Spiel mit sich bringt, gibt es natürlich auch hier gewisse Störfeuer von gewaltbereiten „Fans“. Die Ausschreitungen, grade in den 2000er Jahren bewegten die dänische Polizei dazu, dass Fans der Kurven für ihre Karte als Gegenleistung ihre Fingerabdrücke abgeben müssen.
Spieltag
Naja, am Sonntag geht es jetzt auf jeden Fall wieder los. 13:30 im Parken, dem Ascheplatz, ehm, Stadion von Kopenhagen. Wieder als Tabellen erster und zweiter. Hop oder Top, Gut gegen Böse (wer wer ist bleibt euch überlassen). Die Ausgangsituation ist mal wieder mehr als gut für den FCK: 11 Punkte Vorsprung haben sie auf Bröndby. Wenn der IF also noch Chancen auf die Meisterschaft haben will, dann müssen sie gewinnen. Es könnte das perfekte Spiel sein: Ein Spiel in dem Helden geboren werden, in dem sich junge, nach einem Ball tretende Männer unsterblich machen. Aber wer ist dazu auserkoren, für wen könnte dieses Spiel die Geburt einer großen Karriere sein?
Die Antwort ist einfach: Für niemanden! Talentetechnisch sind beide Vereine mau besetzt. Kopenhagen kauft, Bayern-like, lieber in der eigenen Liga ein und der IF hat momentan nicht wirklich was im petto. Das letzte hoffnungsvolle Talent das Bröndby verließ war Pierre-Emil Hojberg, der noch aus der Jugend heraus zu den Bayern ging.
Aktuell gibt es bei Kopenhagen den jungen Aboubakar Keita, der diese Saison erst zweimal zum Zuge kam und noch nicht überzeugte. Mit erst 19 Jahren hat er aber natürlich noch alle Zeit der Welt.
Auf IF Seite stehen mit Gustaf Nillson und Rezan Corlu zwei ebenfalls 19 jährige im Kader. Nillson ist diese Saison noch ohne Einsatz, gilt aber als guter Knipser, der in der dänischen Liga seinen Weg gehen sollte. Rezan Corlu hat zumindest bei seinen Spielen im Junioren-Eurocup überzeugt.
Da die Talente noch nicht so weit sind, müssen die alten Hasen wieder in die Bresche springen, denn The New Firm wird auch dieses Mal bestimmt nicht langweilig. Wer sich auf Europas-Fußballkarte auskennen möchte, der kommt um diesen Klassiker nicht herum, der sicherlich zu den Top 10 Derbys auf dem Kontinent zählt.
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Der große (auf die Körpergröße bezogen) Tobias Haubert wurde am östlichen Rande des Ruhrgebietes geboren. Nach einer normalen Jugend und einem normalen Studium der Literatur und Germanistik ist er ein normaler Typ mit überragendem Bart.
