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Analyse

Jan-Niklas Beste – Nur das Beste für den BVB

Es ist Samstagnachmittag und vor dem Bundesliga Start rollt die Kugel in der ersten Runde des DFB-Pokals. Der amtierende Pokalsieger Borussia Dortmund trat beim Sechstligisten aus Riesalingen-Alingen an und gewann souverän mit 4:0. Insgesamt also nichts Besonderes. Für einen 18 Jährigen in Reihen der Schwarz-Gelben allerdings war es das Spiel seines Lebens. In der 12 Minute nahm er den Ball am rechten Rand des Sechzehners mit dem linken Fuß an und legte ihn mit dem rechten in die Mitte. Marc Bartra schob das Teil in den Kasten und der Dortmunder Pflichtsieg nahm Formen an. Die Rede ist natürlich von Jan-Niklas Beste, der am Samstag sein erstes Profispiel im Dress der Borussen absolvierte und nach dem Spiel sogar noch Luft nach oben sah. Kommt das Beste an Talent also erst noch auf den BVB zu, oder war der Einsatz eine einmalige Sache gegen einen Sechstligisten?

Ein Junge aus der Gegend

Jan-Niklas Beste ist im Gegensatz zu den Talentkäufen der Borussia aus der letzten Zeit ein Junge aus der Gegend. Grade mit Eigengewächsen untermauerte der BVB seine erfolgreiche Zeit zu Beginn dieses Jahrzehnts. Vor 18 Jahren wurde Beste 30km von Dortmund entfernt in Hamm, am östlichen Rand des Ruhrgebiets geboren. Über die Jugend der lokalen Vereine VFL Mark (Kreisliga A) und der Hammer Spielvereinigung (Oberliga) wechselte er vor 10 Jahren in die Jugendabteilung des BVB, wo er von da an alle Stationen durchlief. Diesen Sommer wurde er unter dem neuen Coach Peter Bosz mit ins Trainingslager genommen und konnte in den Testspielen überzeugen.

Wie so oft im Profifußball nutze Beste die Gunst der Stunde, die durch den Ausfall von Schmelzer, Durm und Guerreiro entstand, welche, zu seinem Glück, alle verletzt ausfielen. Beste beherrscht also eine Sache, die für eine erfolgreiche Karriere unabdingbar ist: Zur Stelle sein, wenn sich eine Chance bietet.

Gut – Besser – Beste?

Die Chance hat sich Jan-Niklas Beste allerdings auch hart erarbeitet und redlich verdient. Mit guten Leistungen, zwei Toren und fünf Vorlagen in der U19 überzeugte er Peter Bosz, dass er der Richtige ist, wenn jemand gebraucht wird. Und gebraucht wird in Bosz vertikalem Spiel vor allem offensive Power – die Beste gerne liefert. Sein starker linker Fuß liefert Flanken am Fließband, die nicht selten da landen, wo sie landen sollten, eine oftmals vernachlässigte Qualität. Auch Eckbälle von rechts wurden bei seinen Einsätzen wie selbstverständlich von ihm in den 16er befördert und im Test gegen Erfurt gleich ein Freistoß verwandelt, den gestandene Spieler sicher auch gern verwandelt hätten.

Das bringt uns zu einer Stärke, die Beste unbedingt beibehalten sollte. Trotz seiner 18 Jahren und den Stars um ihn herum traut sich der Junge was zu. Er übernimmt schon Verantwortung und wird dafür belohnt. Die nächste Herausforderung wird sein, richtig zu reagieren, wenn mal etwas schiefläuft. Bis jetzt läuft aber alles ausgezeichnet und Beste gibt sich grade taktisch bemüht. Bei Angriffen läuft er zielstrebig in die vorhergesehenen Räume, meist außen am Offensivmann vorbei um klassisch eine Flanke schlagen zu können.

Defensiv muss er sich sicherlich noch an das Tempo gewöhnen, mit ein wenig mehr Reaktion wird aber auch das zu bewältigen sein. Als Linker Verteidiger macht der junge Kicker ansonsten nicht viel falsch, taktisch bemühtes, perfektes Verschieben und Stellen des Gegners zeigen seine solide Ausbildung. Beim Verteidigen geht ihm allerdings sein Mut ab, den er Offensiv zeigt. Anders als Kollege Bartra der gern mal mit vollem Risiko in Situationen springt, stellt Beste den Gegner und versucht so wenig wie möglich falsch zu machen. Ein Punkt der mit mehr Einsatzzeit sicherlich verfliegt, wie die Stimmung bei HSV-Fans zu Saisonbeginn.

Auf dem Weg zu den Besten

Mit 18 Jahren und in einem Talente fördernden Verein wie Borussia Dortmund hat Jan-Niklas Beste die optimalen Voraussetzungen zu einer verheißungsvollen Profikarriere. Die Spielerkonstellation bei den Dortmundern steht dieses Jahr für einen Nachwuchs-Linksverteidiger aber auch sehr günstig. Marcel Schmelzer ist der Dortmunder Kapitän und jemand der Beste mit seiner Erfahrung sicherlich weiterhelfen kann und sollte der BVB-Kapitän einmal ausfallen, spricht nichts dagegen, warum der Junge nicht wieder eine Chance bekommen sollte.

Schließlich ist Guerreiro wohl doch eher ein Mann für eine offensivere Position und Erik Durm kann überall spielen, wo er dann auch eingesetzt wird. Felix Passlack wird als Talent auf der anderen Seite beim nicht jünger werdenden Lukas Piszczek gebraucht und der junge Franzose Zagadou, auch erste 18 Jahre alt, den Peter Bosz auch schon im Supercup auf Links gestellt hatte, ist im offensiven System des Holländers zu defensiv eingestellt und für forsche Vorstöße auch definitiv zu langsam.

Das Beste kommt zum Schluss

So scheint es, als ob das nächste Talent aus der Dortmunder Jugend seinen Weg in den Profifußball finden wird. Vieles kann man selbstredend nicht vorhersehen, wie Verletzungen, Entwicklungen und Transfers, aber mit dem frühen Vertrauen des Trainers gestärkt und mit frischem Mut auf dem Platz hat Beste alles was es braucht um es zu schaffen. Die Dreifachbelastung wird ihm die Chancen bieten und somit scheint es, dass das Pokalspiel gegen Riesalingen-Arlen zwar das wichtigste seiner Karriere war, allerdings nur das Wichtigste – bis jetzt!

 

Facebook-Kommentare

Der große (auf die Körpergröße bezogen) Tobias Haubert wurde am östlichen Rande des Ruhrgebietes geboren. Nach einer normalen Jugend und einem normalen Studium der Literatur und Germanistik ist er ein normaler Typ mit überragendem Bart.

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