
Gerson Santos da Silva: Ein Name so elegant, man wünschte sich Fritz von Thun und Taxis würde ihn in Dauerschleife auf der nächste WG-Party für die feiernde Meute ins Mikrofon brüllen. Abgesehen von meiner Affinität zu diesem Namen und der Stimmgewalt des Sky-Moderators, steckt hinter Gerson auch noch eines der vielversprechendsten Talente des brasilianischen Fußballs. Wir von Talentkritiker haben uns den offensiven Mittelfeldspieler mal etwas genauer angeschaut.
Gersons Stationen in seiner noch jungen Fußballkarriere sind schnell zusammengefasst. Geboren in Belford Roxo, eine Stadt nahe Rio de Janeiros, lief er bereits in der Jugend für den dort ansässigen Klub Fluminense FC auf. In der Saison 2014/2015 folgten dann die ersten Profieinsätze in der brasilianischen Série A. Erstaunlicherweise konnte sich Gerson bereits in dieser Spielzeit einen festen Platz in der Mannschaft sichern. Insgesamt kam er 29 Mal zum Einsatz – 25 davon von Beginn an – und trug damit vor allem am Anfang der Saison zum Erfolg Flumineses bei. Dieser konnte jedoch mit voranschreitender Spielzeit nicht bestätigt werden, weshalb letztlich nur ein magerer 14. Platz heraussprang.
Trotzdem konnte Gerson in seiner ersten Profi-Saison auf sich aufmerksam machen, weshalb auch konsequenterweise Einsätze in der brasilianischen U-20 Nationalmannschaft nicht lange auf sich warten ließen. Bemerkenswert ist dabei, wie vielseitig der heute 19-jährige aufgestellt wurde. Ob als klassischer Zehner, auf der rechten Außenbahn oder auch in der Sturmspitze – die Flexibilität in seinem Spiel zeichnete sich bereits früh als eine seiner großen Stärken aus. Der gleichen Meinung waren auch die Verantwortlichen der Roma, die Gerson im vergangenen Sommer für eine stolze Ablöse von 16 Millionen Euro verpflichteten.
Reif für Europa?
Wie bereits erwähnt, wurde Gerson vor allem im offensiven Bereich auf verschiedenen Positionen eingesetzt. In Brasilien konnte man ihm daher durchaus attestieren, dass er vor allem dort ein ausgesprochen gutes Spielverständnis mitbringt. Ohne wirklich selber den Zug zum Tor zu suchen, ist Gerson stets bemüht seine Mitspieler in Szene zu setzen. In seinen zugegeben noch wenigen Einsatzminuten in Italien, zeigte er, dass er es versteht Bälle zu verteilen und somit Kontrolle über das Spiel zu gewinnen. Ist der richtige Moment gekommen, scheut sich das brasilianische Talent aber nicht auch mal mit einem hohen langen Ball die gegnerische Verteidigungslinie zu überspielen und so die einlaufenden Offensivkräfte Großchancen zu servieren.
Obwohl er im brasilianischen Oberhaus auch weiter vorne im Feld eingesetzt wurde, ist das Tore schießen einer der Schwachpunkte in Gersons Spiel. In insgesamt 31 Einsätzen erzielte der Linksfuß gerade einmal einen Treffer. Er scheint Spieler auf dem Feld vor sich zu brauchen, die er dementsprechend geschickt einsetzen kann. Somit scheint die Zukunft des jungen Mittelfeldspielers sich wohl eher etwas weiter hinten auf dem Platz abzuspielen. Womit wir zu seinen Defensivqualitäten kommen. Gerson ist keineswegs Scheu Zweikämpfe zu suchen. Ganz im Gegenteil: Balleroberung und das schnelle Umschalten in die Offensivbewegung ist sogar eine nennenswerte Stärke im Gesamtpaket Gersons. Mit einer Körperlänge von 1,84 Meter fehlt ihm jedoch noch die körperliche Robustheit, um im europäischen Spitzenfußball durchzusetzen.
Talent ohne Zukunft?
Seit seiner Ankunft in der ewigen Stadt offenbarten sich diese Defizite deutlich. In der Liga kam Gerson lediglich viermal zum Einsatz. Coach Luciano Spalletti entschied gar, ihn in der zweiten Mannschaft, in der Primavera C, spielen zu lassen, um dem jungen Talent wichtige Spielpraxis zu verschaffen.
Zum Glück für Gerson, spielt die Roma in diesem Jahr in der Europa League, ein Wettbewerb, der für italienische Mannschaften nicht mehr zu sein scheint, als der League Cup für Chelsea, Manchester & Co. Hier schmeißen die Italiener, wie kaum andere europäische Teams, die Rotationsmaschine an und geben so ihrer zweiten – oder gar dritten – Garde die Möglichkeit sich zu beweisen. So kam auch Gerson in der Gruppenphase des „FC-Sevilla-Cups“ in jedem Spiel zum Einsatz.
Doch das Jahr 2017 verläuft für ihn alles andere als ideal. Seit Dezember bestritt Gerson kein Spiel mehr für die Giallorossi. Ernsthafte Konkurrenz für die Herren Paredes, De Rossi und Strootmann ist er bis jetzt nicht. Hier bleibt abzuwarten, ob er auch über die Saison hinaus seine Zukunft bei der Roma sieht. Als junges Talent will man spielen um sich weiterzuentwickeln. Sieht er die Perspektive dort nicht, wäre eine Leihe die wohl sinnvollste Lösung, um ein vielversprechenden Spieler nicht zu verschwenden.
Facebook-Kommentare
